Auf dem Rückweg waren die Regionalzüge zwar übervoll, aber dennoch waren 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Städtefahrt nach Germersheim von dieser Festungsstadt „beeindruckt“. Das Wetter war sehr sonnig, dazu wehte eine warme Brise durchs Oberrheintal. Um 8.00 Uhr trafen wir uns am letzten Sonntag dieses Sommers am Bahnhof in Plochingen mit unserem persönlichen Reiseleiter Jürgen Gruß.
Die Stadt liegt am linken Rheinufer, ca. 15 km südlich von Speyer. Auf der anderen Rheinseite liegt Philippsburg. Der Rhein hat in diesem Abschnitt eine Breite von etwa 250 Metern. Mitten durch die Stadt fließt die mit Fröschen durchsetzte Queich, die hier in den Rhein mündet. Mit einer mächtigen historischen Festung und vielen kleinen Gassen, Winkeln und Plätzen bietet die ihren rund 23.000 Einwohnern und den Besuchern ein grünes Umfeld.
Kaiser Konrad II ließ am Hochgestade des Rheins an der Stelle des heutigen Germersheim eine Burg errichten. Der 1090 erstmals erwähnte Ort erhielt 1276 durch König Rudolf von Habsburg die Stadtrechte. Nach den großen Katastrophen wie der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg war die Bevölkerung bis auf wenige Familien geschrumpft. Weitere Zerstörungen erfuhr die Stadt im Rahmen des Französisch-Niederländischen Krieges durch französische Truppen. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege kam Germersheim gemäß den Vereinbarungen des Wiener Kongresses 1815 zu Österreich und 1816 aufgrund eines Staatsvertrags zum Königreich Bayern. In dieser Zeit begannen die Überlegungen, Germersheim zur Festung auszubauen, um weitere Angriffe Frankreichs abzuwehren.
Grundstein der Festung Germersheim
Der Bau der Festung begann dann im Jahre 1834. Der bayerische König Ludwig I. beauftragt den Ingenieur-Major Friedrich Schmauß mit der Planung und Durchführung. Rund um Germersheim wurden viele Kilometer Gänge gegraben, Bollwerke errichtet, die wir bestaunen konnten. 1861 waren die Bauarbeiten beendet. So entwickelte sich Germersheim zu einer Garnisonstadt bis nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. 1921/22 wurde die Festung, wie im Versailler Vertrag festgelegt, geschleift, doch ein Großteil der eigentlichen Festungsanlage blieb auf Beschluss des Stadtrats erhalten. Das Stadt- und Festungsmuseum Germersheim dokumentiert vor allem die Geschichte der Stadt Germersheim, aber auch die ehemalige Festung und Garnison.
Bei unserem Rundgang durch die Stadt über Königs- und Marktplatz konnten wir die nahezu vollständig restaurierte Häuservielfalt studieren, Freiräume schätzen lernen. Die Stadtkirche St. Jakobus mit ihrem 50 m hohen Turm ist eines der letzten noch erhaltenen gotischen Kirchengebäude in der Pfalz. Der neugotisch gestaltete Hochaltar in Form eines mittelalterlichen Flügelaltares ist ein kleines Kunstwerk aus Holz wurde 1867 gefertigt.
Wachablösung. Gegen 17 Uhr übergaben wir die Stadt wieder den fast 2.500 Studierenden, die am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK), der weltweit größten universitären Ausbildungsstätte für Übersetzer und Dolmetscher, auf ihren akademischen Abschluss hinarbeiten. Unsere Fremdsprache zum Mittagstisch war italienisch.
Bericht und Bilder: Jürgen Gruß, 18.09.2023