Illertissen ist bei einigen von uns keine Stadt, die einem in den Sinn kommt, wenn man an einen Tagesausflug denkt. Das führte vermutlich, genauso wie die Ansetzung des Ausflugs „unter der Woche“ auf eine gewisse Zurückhaltung bei den Anmeldungen? Doch gerade das dürfte die kleine Stadt auf ungefähr halber Strecke zwischen Ulm und Memmingen für andere aber interessant machen und ihr wusstet ja, wer diese Reiseziel begleitete. Am sonnigen, vormittags sehr wohl temperierten Wetter lag´s kaum.
Aufgrund der Nähe zum Allgäu blies eine angenehmer Wind über Bayerisch Schwaben. Um 9.00 Uhr verließen wir zu elft den Bahnsteig 4, so dass wir nach 1 Std. 40 Minuten Illertisser Boden unter uns spürten. Jürgen Gruß zeigte den Interessierten vordergründig eine vorbildlich sanierte Stadt, vorbei am neuen Markt, der historischen Schranne und der Pfarrkirche St. Martin. Ausführlicher ging er zum Frieden von Tussa am Friedensbrunnen ein. Auf dem Wappen der Stadt Illertissen prangt ein goldfarbener Löwe. Überall im Stadtzentrum sind aufgrund seiner historischen Entwicklungen drei „P“ in unterschiedlichsten Formen zu entdecken. Der Grund der Erwähnung war, die Versöhnung des hlgn. Ulrich, Bischof von Augsburg und dem damaligen Bischof von Chur, König Otto I. mit seinem Sohn Herzog Luidolf von Schwaben, um dann anschließend mit einem vereinten Heer auf dem Lechfeld das weitere Vordringen der Ungarn im Jahr 955 zu verhindern. Die drei P (Pugnamus Pro Pace – „Wir kämpfen für den Frieden“) im Stadtwappen beziehen sich auf dieses Ereignis.
Das Vöhlinschloss erkannten wir bereits aus der Ferne. Dieses hoch oben auf einem Berg gelegene Schloss entstand im 12. und 13. Jahrhundert unter den Grafen von Kirchberg und löste die Burg Tissen ab. Wie die Stadt selbst wurde das Schloss stark von der ursprünglich aus Memmingen stammenden Patrizierfamilie der Vöhlin geprägt. Der hochaufragende Turm mit seiner Zwiebelspitze stellt ein markantes Wahrzeichen der Stadt dar.
Das Vöhlinschloss lässt sich aber nicht nur von außen bewundern. Untergebracht ist hier unter anderem das Bayerische Bienenmuseum, dem wir uns in einer Art Metamorphose hinreißend verbunden fühlten. Die Geschichte der Stadt ist eng mit den fleißigen Tierchen verbunden, denn der Pharmazeut und Chemiker Karl August Forster entwickelte hier im Jahr 1932 ein Medikament aus Bienengift. Sein Beitrag zur Forschung auf diesem Gebiet war erheblich. Ein Blick lässt sich außerdem auf die Rokokokapelle erhaschen, die im Schloss untergebracht ist. Zudem: die Aussicht von hier oben ist einfach fantastisch.
Kulinarisch verfolgten wir die Kochkünste im Alten Posthalterhaus: Vom Postkutschenhalt zur modernen Gastlichkeit. Eine Tochter des Hauses führte nach dem reichhaltigen Mahl auf „kleine Anregung“ gewissermaßen die Illertisser Tradition fort, für welche Vorgänger generationenlang prägend war: Sie chauffierte uns ins drei Etappen im 10 Minuten Takt an den Eingang des etwa 1,5 km entfernten gelegenen Vöhlinschlosses. Ein guter Entschluss ist`s, wenn man mit Freuden seinen Weg gehen kann.
Über die 126 Stufen herab erreichten wir wieder die Stadt am Rathaus aus der Zeit des Neoklassizismus. Der Zug aus Kempten ließ zwar etwas auf sich warten, doch um 19.00 Uhr kamen wir in Plochingen wieder an.
Bericht: Jürgen Gruß, Gaukulturwart
Bilder: Rainer Hauenschild