Jahreskulturfahrt nach Michelstadt/Odenwald

mit den Ortsgruppen Baltmannsweiler,  Plochingen und  Reichenbach-Hochdorf

Zusammengestellt und wiedergegeben von Organisator und Stadtführer Jürgen Gruß, 12. August 2019

Wenn die Inspirationen für einen gemeinsamen Ausflug dreier Ortsgruppen im Schwäbischen Albverein wieder einen großen Erfolg zu verzeichnen hat, dann war es dieser verbindende Kulturausflug am Sonntag, den 11. August nach Michelstadt. Das Städtchen hat 16.000 Einwohner und ist eine Kleinstadt im Odenwald. im Süden von Hessen. Michelstadt ist mit einer Fläche von gerade mal 87 Quadratkilometern wie sein Name schon verrät der größte Ort im Odenwaldkreis. Der Name kommt von dem heute nicht mehr gebräuchlichen Adjektiv michel = groß (im Gegensatz zu lützel = klein). Michelstadt war also (früher) mal eine große Stadt. Heute ist es zumindest noch eine sehr schöne Stadt.

Die Stadt zählt zu den ältesten Siedlungen des inneren Odenwaldes. Das erste Steinhaus wurde 741 dem Bonifatiusschüler Burkhart, dem ersten Bischof von Würzburg, geschenkt. In diesem Zusammenhang wurde Michelstadt erstmals erwähnt. Nach seinem Tod fiel diese „Burg“ zurück an die fränkische Königskrone. Im Jahre 815 wurde die Markung „Michlinstat“ erneut verschenkt, diesmal an Einhard.
Einhard (770 geboren) war ein fränkischer Adliger und Geschichtsschreiber, der ab 794 ein wichtiger Berater und der Biograf Kaiser Karls des Großen war. Seine am klassischen Vorbild geschulte Sprache, ein sehr bewusstes Nacheifern römischer Verwaltungsbeamter sowie Verbundenheit und intime Kenntnis seines Kaisers befähigten ihn, ein monumentales Herrscherbild von einer individuellen Treffsicherheit zu entwerfen, wie sie sonst im Mittelalter kaum zu finden ist. Sein Geburtstag jährt sich 2020 somit zum 1.250. Mal.

840 kam der Besitz an das Kloster Lorsch. Mit der Neuzeit wurde das Wachstum der Stadt immer mehr durch die Stadtmauer eingeengt, weshalb ab dem 17. Jahrhundert die ersten Häuser außerhalb entstanden. Im Jahr 1806 fiel Michelstadt mit der Grafschaft Erbach an das Großherzogtum Hessen.

Eingebettet in eine sehr waldreiche Mittelgebirgslandschaft liegt es 200 m über NN. Der höchste Berg in der Region ist der Hohwald im benachbarten Hesseneck mit 553 m Höhe. In Michelstadt herrscht Landidylle. 61 Prozent der Fläche in der Stadt werden forstwirtschaftlich genutzt, 28 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt.

„Was Du mir sagst, vergesse ich. Was Du mir zeigst, daran erinnere ich mich.“, bestärkt uns- Konfuzius  Und was Wanderfreund Jürgen Gruß alles zeigte, wird uns 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Gedächtnis bleiben.

An drei Stellen liebäugelten wir mit Parkanlagen, in denen zauberhafte teils über 100 Jahr und an die 60 Meter hohe Bäume stehen. Michelstadt hat eine Altstadt mit vielen denkmalgeschützten Fachwerkhäusern. Einer besonderen Betrachtung unterzogen wir dem von kleinen verwinkelten Bauernhäusern, als auch Brunnen in Hanglage geprägten Viertel vor der Stadtmauer. In 13 Brauereien wurde um 1900 übrigens in Michelstadt Bier gebraut. Diese Tradition wird heute in zwei Braustätten fortgeführt. Weinbau betrieben zwei Familien.

Das historische Gasthaus „zum Grünen Baum“ bot das passende Ambiente zu unseren Verköstigungsabsichten und zur Babbelstond bevor wir wieder den Gassen und Sehenswürdigkeiten unsere Aufwartung machten.

Zum Start des zweiten Teils schauten wir zur Synagoge: eine der wenigen Synagogen, die in Südhessen nach der nationalsozialistischen Judenverfolgung erhalten geblieben sind. Während des Novemberpogroms vom 9. November 1938 wurde der Innenraum völlig verwüstet, aber das Bauwerk selbst blieb unversehrt, ebenso die hebräische Inschrift. Inzwischen gibt es wieder eine jüdische Gemeinde. Im Jahr 2005 wurde feierlich eine Thorarolle in die Synagoge gebracht. Seitdem finden in der Synagoge wieder Gottesdienste statt.

Das Michelstädter Fachwerk-Rathaus, u.a. abgebildet auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost („500 Jahre Rathaus Michelstadt 1984“), wurde im Jahre 1484 im Stil der Spätgotik errichtet, danach mehrfach im Inneren verändert und war von 1743 bis 1903 verschindelt. Viele können sich kaum vorstellen, dass das Gebäude acht Jahre vor der Entdeckung Amerikas erbaut wurde. Das Erdgeschoss des Rathauses diente von Beginn an als Markthalle. So hatte man auch bei Regen immer ein Dach über dem Kopf. Der originellste Fachwerkbau Deutschlands wurde in Rähmbauweise errichtet, der rückwärtige Teil (Ostwand) war ursprünglich ein Teil der Friedhofsmauer, auf der das obere Rähm des Erdgeschosses aufliegt. Die Eichenbalken des Fachwerks sind noch original erhalten.  Der Baumeister ist unbekannt, vermutet wird, dass die Anregung für den Bau von Schenk Adolar von Erbach und Bischof Johann III. von Dalberg (dessen Berater) ausgegangen sein könnte.

Die 1490 fertiggestellte Stadtkirche wurde als Ersatz für eine in karolingischer Zeit von Einhard an Stelle einer Holzkirche erbauten Steinkirche errichtet. Die Pfeiler des Mittelschiffs sowie die Wände des südlichen und nördlichen Seitenschiffs wurden 1475 gebaut. Der Chor stammt aus dem Jahr 1461, die Nordwand des Vorchors ist noch karolingisch. Die Vorgängerin der Stadtkirche wurde neben dem hier erneut hervorspringenden Bach namens „Kiliansfloß“ erbaut. Der gefasste Kiliansfloß speiste neben dem Taufbecken auch eine Vielzahl der städtischen Brunnen. Die Michelstädter Stadtkirche hat eine Vielfalt an Grabplatten vom Hochmittelalter bis zur Neugotik. Die intensivfarbigen Glasfenster stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert; sie gehen auf Stiftungen ortsansässiger Familien und Vereine zurück.

Abschließende Station unseres insgesamt gut dreistündigen Rundgangs war die anfangs erwähnte Burg, eine im Wesentlichen im 16. Jahrhundert überbaute fränkische frühmittelalterliche Anlage, die in den Stadtmauer-Ring integriert ist. Der als Diebsturm bezeichnete westliche Turm diente als Gefängnis und war der tiefst gelegene Stadtmauerturm. Und Reineke Fuchs bewacht den Ausgang.

Die Menschen des Mittelalters begingen ihr Tagwerk in festem Glauben an höhere Mächte:
Gott war allgegenwärtig, aber auch sehr grausam, der Teufel war ein reales Wesen,

Engel und Dämonen kämpfen um die Seelen der Menschen. Ebenso gewichtig wie der „rechte“ Glaube war der Aberglaube. Geister und Spukgestalten waren fester Bestandteil des Lebens, ebenso wie die Zauberei, die in vielen Familien praktiziert wurde. Ein Mitglied der Gesellschaft war der Scharfrichter, der für die „Hohe Gerichtsbarkeit“ hier im Rahmen der Burg tätig war. Hexen und Hexenverfolgung gab es nahezu überall – außer in der ehemaligen Grafschaft Erbach! Hier blieb die Seelenwelt des Mittelalters erhalten.

Die Bahn tat ihr Übriges, dass alle Verkehrssysteme aufeinander gepasst hatten und wir im Prinzip keine Standzeiten hatten. Dies bei achtmaligem Umsteigen. Der Bahnhof Michelstadt, ein Durchgangsbahnhof an der Odenwaldbahn, liegt etwa 700 Meter von der Altstadt entfernt.


Kulturfahrt Michelstadt (Foto: Horst Branke)

 

Jahreskulturfahrt nach Worms

mit den Ortsgruppen Baltmannsweiler,  Plochingen und  Reichenbach-Hochdorf

1.000 Jahre Wormser Dom – Mittelpunkt der Kulturfahrt am 12. August 2018

Bedächtig füllte sich der Bahnsteig 1 am Plochinger Bahnhof mit den ambitionierten Teilnehmern am Sonn(en)tagmorgen des 12. August. Mehr als 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestiegen nach Begrüßung und Programmvorstellung durch Initiator Jürgen Gruß, assistiert von Doris und Viktor Tosic aus der Ortsgruppe Plochingen den ersten von vier Zügen in die Nibelungenstadt am Rhein. Unser diesjähriger Einsatzort war nach idealisierter Planung um 11.11 Uhr erreicht.

Erstes Glanzlicht ist das 1904 fertiggestellte Bahnhofsgebäude für uns gewesen: Ein prägendes Beispiel des vom Stadtbaumeister Karl Hofmann „erfundenen“ Nibelungenjugendstils. An einem fassbaren maßstäblichen Stadtmodell vorbei – Bronzeguss auf einem Sockel aus Sandstein, strebten wir dem Ostchor des Wormser Doms zu. Unsere Blicke richteten sich himmelwärts. Dieses Gelände machte auch literarisch Karriere. Denn es taucht im Nibelungenlied auf. Eine der zentralen Szenen des Epos spielt am nahen Portal der Kirche: die Demütigung der Königin Brunhild durch ihre Rivalin Kriemhild, wodurch ein Strudel aus Mord und Vergeltung ausgelöst wird.

Im Schatten der alten Bäume und das Kirchenschiff vor Augen wandte sich Gruß von der Nibelungensage „uns ist in alten maeren wunders vil geseit…“ nun der tausendjährigen Baugeschichte zu. Das volle Mittagsgeläut der Glocken polarisierte und pulsierte die heitere Grundstimmung. Aufgewölbter Sandstein hält jeden Ton gefangen wirft ihn vervielfacht in sich selbst zurück

Die Stadt Worms blickt auf eine lange Geschichte zurück. Der Name „Worms“ geht auf eine keltische Ansiedlung zurück. Später entstand an ihrer Stelle eine römische Provinzstadt, die infolge der Völkerwanderung unter burgundische, danach fränkische Herrschaft geriet. In dieser Zeit entstand die Vorläufer-Kirche an Stelle des heutigen Doms. Die Geschichte des Wormser Doms ist eng mit dem Schicksal der Salier verknüpft, einem Herrschergeschlecht, das im 11. Jahrhundert die römisch-deutschen Kaiser stellte. Damals beginnt eine dramatische Auseinandersetzung zwischen Kaiser- und Papsttum, die in dem berühmten „Gang nach Canossa“ Heinrichs IV. gipfelte. Sein Nachfolger unterzeichnet 1122 in Worms einen Vertrag, der als „Wormser Konkordat“ in die Geschichtsschreibung eingeht – und letztlich Macht und Einfluss des Kaisertums dauerhaft schwächt.

Im Mittelalter gab es ein Bistum Worms mit eigenem Bischof. Im Jahr 1000 wurde Burchard zum Wormser Bischof geweiht. Am 9. Juni 1018 weihte Burchard, an den heute eine Bronzestatue vor dem Dom erinnert. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Kaiserdom mehrfach beschädigt, zuletzt im Zweiten Weltkrieg, als der hölzerne Dachstuhl abbrannte und durch ein Stahlkonstrukt ersetzt wurde. Für den Rundgang durch die Kathedrale suchten wir Wanderfreunde uns persönliche Schwerpunkte, die am Treffpunkt vor dem Gotteshaus, um die Gläubigen nicht im Gebet und Andacht zu stören mit historischen Details ergänzt wurden.

Etwa, dass in einem farbenprächtigen Fenster, das der Glaskünstler Hindorf in den 1980ern entworfen hat, auch Martin Luther abgebildet ist – äußerst ungewöhnlich für eine katholische Kirche und dass Balthasar Neumann aus Würzburg den Hochaltar neu geschaffenen hat, da einige vagabundierende, betrunkene Soldaten Ludwigs XIV. 1689 den bestehenden Altar angezündet hatten.

Dem Rheinunfer zustrebend kehrten wir dann im ältesten Gasthaus Worms mit glänzend motiviertem Personal ein. Ab und zu fühlten wir uns wie am Burgunderhof. An die Geschichte von Gernot, Gunther und Giselher, die nach dem Tod ihres Vaters das Königreich gemeinsam regieren, erinnert. „Rheingold“ schien weiterhin vom Himmel. Die Pappeln, die ranken, schlanken am Rheinufer, erinnerten an die vier Türme des Doms. Alle gingen wir danach gut situiert an Resten der mittelalterlichen Stadtmauer vorbei wieder in die Innenstadt zu den nächsten bedeutenden, teils malerischen Orten unserer Zeitreise.

Im Jahr 1521 musste sich Luther vor dem Reichstag zu Worms rechtfertigen. Dabei weigerte er sich, seine reformatorischen Lehren zurückzunehmen, weshalb er geächtet wurde. Den Dom durfte er als exkommunizierter Ex-Mönch nicht besuchen. Doch unser Reiseführer zeigte uns in der Gartenanlage des Heylshof an die Nordseite des Doms angrenzend, dem Ort des Geschehens, eine Tür zu einem unterirdischen Gang und meinte: „Ob er sich trotzdem ab und zu in den Dom, als Gebäude im Mittelpunkt unserer Kulturfahrt stehend, geschlichen hat?“

Das zu Ehren des Reformators von Ernst Rietschel geschaffene und im Juni 1868 enthüllte Lutherdenkmal, Deutschlands größte Reformationsdenkmal, als die Vollendung jahrhundertlanger abendländischer Bemühungen um die Wahrheit des Evangeliums war das Deckelchen unserer Wormser Geschichtskrüge, die wir im übertragenen Sinne noch lange hochhalten werden.

In der Mitte des Denkmals erhebt sich turmartig über Treppenstufen das Hauptpostament, auf dem Luther im Predigtrock mit der Bibel dargestellt ist. Er blickt nach dem Bereich des Heylshof, dem Rest des ehemaligen Bischofshofes, wo er im Schatten des Domes vor Kaiser und Reich stand. Unter ihm sitzen auf vier Sockelpfeilern die Vorreformatoren Wyclif und Hus, der Gründer der Waldenserbewegung Petrus Waldus und der Mönch Savonarola. Ende des 15. Jahrhunderts entfachte Savonarola einen Aufstand gegen den Luxus in Florenz und im Vatikan, was er vier Jahre später mit dem Leben bezahlte. An den Seiten des Postamentes sind Wappen, Medaillons und Reliefs angebracht, die das Reformationsgeschehen illustrieren.

Für Mitreisende und Leser(innen) noch ein Nachtrag, den wir Worms nicht ans Tageslicht bringen wollten. Eine Explosion in einem Wormser Stickstoffwerk 1921 zerstörte alle mittelalterlichen Glasfenster des Doms. In der Reihe von Beispielen menschlicher Sünden ein unerwartetes Ereignis. Die neuen, teilweise erst 35 Jahren alten Kirchenfenster sind sehr unterschiedlich. Neben einfacher klarer oder Milchglasverglasung in den Querschiffen wurden besonders in den Kapellen anspruchsvolle moderne Bildfenster geschaffen. Wie das oben erwähnte Geschichtsfenster mit Szenen der Wormser Bistumsgeschichte vom ersten Bischof Victor 345 über Martin Luther bis zur Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg.

Ein paar Minuten vor 20 Uhr, kurz der Ankunft, füllten sich für ein paar Minuten die Bahnsteige am Plochinger Bahnhof wieder. Gedanken strömten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Jahr für Jahr solche Städte oder Stätten mit uns besuchen, machen diese zu einem lebendigen Ort und geben ihnen  damit Zukunft. Nun sind Sie gefragt, welchen energiegebenden Weg möchten Sie gehen?

Jürgen Gruß 13.08.2018

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Jahreskulturausflug 2017 nach Donauwörth

Gemeinschaftsveranstaltung der Ortsgruppen Baltmannsweiler, Reichenbach-Hochdorf und Plochingen des Schwäbischen Albvereins am 13. August 2017.

Die Stadt Donauwörth mit ihren 18.000 Einwohnern liegt an der Mündung der Wörnitz in die Donau an der „Romatischen Straße“, seit der Keltenzeit ein Fadenkreuz alter Handelsrouten.

Wie immer, wenn der Fachwart für Heimat und Kultur des Schwäb. Albvereins Jürgen Gruß zu einer Ausfahrt einlädt, ist das Interesse sehr groß. Die Gruppe fuhr mit der Bahn über Ulm nach Donauwörth. Auch das Wetter spielte mit. Nachdem es vorher tagelang geregnet hatte, riss der Himmel auf und wir begaben uns bei Sonne und angenehmen Temperaturen auf unseren Stadtspaziergang durch die Käthe-Kruse-Stadt.

Über die Wörnitzbrücke gelangten wir auf die Insel Ried, die der Innenstadt vorgelagert ist. Von hier aus konnte man deutlich den Zusammenfluss der Wörnitz mit der Donau sehen.

In einem Park erhielten wir die erste Unterweisung über die frühe Geschichte einer Siedlung. Um 960 wurde die erste Brücke über die Donau gebaut und eine kleine Burganlage am Mangoldfelsen errichtet. Um 1000 erhielt der Burgherr Aribo von Werd das Markt-, Münz- und Zollrecht. Nach ihm erhielt die Marktsiedlung den Namen Werd.

Durch das Rieder Tor gelangten wir in die Innenstadt und bestaunten die Sehenswürdigkeiten aus einer über 1000-jährigen Stadt- und Reichsgeschichte.

Unser Spaziergang über die Reichsstraße führte uns vorbei am Rathaus, dem Tanzhaus, dem Liebfrauenmünster bis zur Klosteranlage und Kirche Heilig Kreuz, die im barocken Stil von 1717-1720 am Westrand der Stadt sowie gleichzeitig auf den höchstgelegenen Ort innerhalb des Mauerrings erbaut wurde. Wir wurden von Jürgen Gruß wieder mit viel Geschichte und Wissenswertem versorgt. Da war es dann an der Zeit, auch dem Körper etwas Gutes zu tun und wir begaben uns zum Mittagessen in den Goldenen Hirsch.

Nach der Mittagspause ging unser Rundgang weiter vorbei am Käthe-Kruse-Museum, das  wir aufgrund des schönen Wetters ausgelassen haben, auf der Promenade entlang vorbei an der Freilichtbühne und am Mangoldfelsen. Er ist noch ein Zeugnis von der ehemaligen Klosteranlage Hl. Kreuz auf dem Mangoldstein.

Nachdem wir durch das Ochsentörl, ein Rest der Stadtbefestigung, wieder zurück auf die Reichsstraße gelangten, führte uns der Weg nun zum gotischen Liebfrauenmünster, das wir schon die ganze Zeit vor Augen hatten. Diese Kirche hatte sich Jürgen Gruß auf den Nachmittag aufgespart, da wir sonst die vielen Informationen ja gar nicht hätten verarbeiten können.

Das Liebfrauenmünster ist eine dreischiffige, spätgotische Hallenkirche, erbaut von 1444 – 1467. Der Turm beherbergt 5 Glocken, darunter eine Glocke von 131 Zentner. Auffallend ist, dass  der Boden der Kirche zum Altar hin um 120 cm abfällt. Die bunten Glasfenster leuchteten durch das einfallende Sonnenlicht besonders schön.

Über die Kronengasse gelangten wir wieder zurück zum Rathaus. Durch das Rieder Tor und über die Wörnitzbrücke führte unser Weg wieder zurück.

Die ganze Entstehungs- und  Stadtgeschichte von Donauwörth sowie die Geschichte der Käthe-Kruse-Puppen hat Jürgen Gruß in einer Mappe zusammengestellt und sie an alle interessierten Teilnehmer ausgeteilt, da sich ja wohl die wenigsten so viel Geschichte und Jahreszahlen auf einmal merken konnten.

In der Fußgängerzone gönnten sich die meisten Mitfahrer dann noch eine Erfrischung, bevor es müde und vollgepackt mit Geschichte und Jahreszahlen wieder zurück zum Bahnhof ging.

In vollen Zügen (teils auch nur mit Stehplatz) erreichten wir dann wieder den Bahnhof in Plochingen.

Wir danken Jürgen Gruß für seinen Einsatz und freuen uns auf die nächste Kulturausfahrt.

Doris Tosic

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Ausflug nach Schwetzingen und in den Schwetzinger Schlosspark am 18. Juni 2017

Treffen am Bahnsteig im Plochinger Bahnhof. 20 Teilnehmer(innen)- vier Fahrkarten. Schnell noch eine Kurzbesprechung und schon ging es los. Ohne Hindernisse. Das Wetter! Ein Traum! In erster Linie verbanden wir den Ausflug mit einem Spargelessen, denn Schwetzingen und Umgebung ist das Mekka für Spargelfans.

Der Bahnhof Schwetzingen ist ein Durchgangsbahnhof unweit der Schwetzinger Stadtmitte. Angekommen führte uns Wanderführer und Organisator Jürgen Gruß, unser Heimatkundeexperte, zunächst die Geschichtsdaten auf dem durch eine beschilderte Allee gestalteten Zeitstrahl vor Augen.
Nach einer kurzweiligen Bilderfolge gingen wir weiter in Richtung Schlossplatz und Fußgängerzone, die Mannheimer Straße.
Vereinzelte historische Einzelhäuser unterbrachen das überwiegend moderne Stadtbild. Neben Bertha Benz  – auf den Spuren der ersten Fernfahrt der Welt mit einem Automobil war Karl Freiherr von Drais eng mit Schwetzingen verbunden. Am 12. Juni 1817 unternahm er die erste Fahrt mit seiner Laufmaschine, der so genannten Draisine von Mannheim hierher.
Danach schauten wir durch einen kleinen Briefschlitz einer Hofeinfahrt auf ein Privatgemälde, aufgebracht auf einer Mauer an der Innenfassade. Für den Betrachter entsteht der Eindruck eines „kleinen, hell erleuchteten Paradieses“ am Horizont.

Die katholische Kirche St. Pankratius wurde in ihrer heutigen, barocken Form im 18. Jahrhundert errichtet und geht auf ein älteres Kirchenbauwerk zurück. Als im frühen 18. Jahrhundert das Schwetzinger Schloss ausgebaut wurde und der Ort anwuchs, erwies sich die in desolatem Zustand befindliche alte Kirche als zu klein für die wachsende Gemeinde. Der kurfürstliche Hofbaumeister Sigismund Zeller erhielt daher 1736 den Auftrag zum Neubau 1755 wurde nach Plänen des Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti ein neuer Turm an der Ostseite der Kirche errichtet.

In einer kleinen Laubengasse, als alle eifrig fotografiert hatten, machte Jürgen Gruß auf Carl Theodor, Kurfürst von der Pfalz und seine enorme Bedeutung für die kulturelle, ökonomische und infrastrukturelle Entwicklung der Kurpfalz in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufmerksam. Vor dem Schloss steht seit einem Jahr das Kunstwerk „Glücksschwein“ des Künstlers Peter Lenk (Bodensee), das den Monarchen mit einer seinen Mätressen auf ihm reitend übermittelt.

Am Schwetzinger Schloss im Küchengarten wurde in der Kurpfalz erstmals 1658 mit dem weißen Gold experimentiert – eine fürstliche Umgebung für ein königliches Gemüse! Heute baut jeder, der ein Stück vom fruchtbaren Land um Schwetzingen herum besitzt, Spargel an. Jeden Frühling sieht man sie schon in den frühsten Morgenstunden stechen. Königlich sei das Gemüse, so witzeln sie, weil man sich vor jedem einzelnen Spargel verbeugen muss. Und nach knapp zwei Stunde ließen wir uns in der Gaststätte zum „Blauen Loch“ auf den Genuss ein. Das Blaue Loch bietet mehrere Räume, die vor allem von größeren Gruppen genutzt werden können. Die Atmosphäre ist urig bis nostalgisch.

Dann ging es zum Schloss, wo wir die Eintrittskarten lösten um dann voller Erwartung durch den Torbogen in den Schlosspark zu gelangen. Schon von außen macht das Schloss einen imposanten Eindruck. Es wurde vor nicht allzu langer Zeit aufwendig renoviert.

Vorbei an den vielen Wasserspielen und den imposanten wassersspeienden Figuren ging es zuerst einmal in Nähe der Orangerie. Weiter zum Apollo-Tempel mit seinem treppenartigen Wasserlauf und der schönen Kuppel.

Danach ging es weiter zum Badehaus, wo wir die prunkvolle Bademöglichkeit des Fürsten bewundern konnten. Das war alles andere als eine normale Badewanne; es ist ein kleines Marmorbecken zu dem eine Marmortreppe hinunterführt. Leider war es im Inneren des Badehauses verboten zu fotografieren, deshalb hier auch keine Bilder.

Weiter in an kleinen Springbrunnenanlagen – das Wasser kam hier aus wasserspeienden Figuren von oben und landete in einem Bogen in der Mitte der Anlage- in die schattigsten Bereiche des Parks, denn golden glänzte die Sonne unermüdlich.

Wir schauten uns in der Nähe der türkischen Moschee und um den Tempel der Minerva um. Minerva – das römische Pendant zur griechischen Weisheitsgöttin Pallas Athene – ist der um 1773 fertiggestellten Tempel gewidmet. Die Statue des italienisch-belgischen Bildhauers Gabriel Grupello (1644 – 1730) war ursprünglich von Düsseldorf nach Schwetzingen gebracht worden.

Vor dem Schloss und dem Park angelangt, beschlossen wir, uns nach diesem „Fußmarsch“ zu in einem angemeldeten Café vor der Heimfahrt zu stärken.

Und diese Stärkung hatte sich bezahlt gemacht. Wegen eines Stellwerkschadens bei der Bahn in Karlsruhe waren Nah- und Fernverkehr ab Waghäusel beeinträchtigt. Da es sich um eine längerfristige Zwangspause handeln musste, lotste uns unser Begleiter, nachdem Planungen mit dem ICE von Mannem nach Schduagert zu gelangen, wegen deren Verspätungen ins Wasser fielen, über das schöne Neckartal Heidelberg, Bad Rappenau Heilbronn zurück. Zwei Stunden „Verlängerung“, die wir alle mit dem nötigen Landschaftsgenuss in einen der längsten Abende des Jahres verbanden.

Diesen Tag haben alle sehr genossen und es war einmal eine schöne Abwechslung. Herzlichen Dank auch an Maximilian Linderer für das interne Management und die Mitvorbereitungen.

Jürgen Gruß  Gaufachwart für Heimat und Brauchtum

Anbei einige Eindrücke (alle Bilder von Horst Branke):

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Jahreskulturausflug 2016

Jahreskulturausflug OG-Plochingen 04.09.16

Unter dem Motto Schätze unserer Heimat besuchten 24 Wanderfreunde des Schwäbischen Albvereins, Ortsgruppe Plochingen, unter bewährter und kundiger Führung durch Jürgen Gruß und Max Linderer die älteste Stauferstadt  Schwäbisch Gmünd. Die einzigartige historische Innenstadt bot ein traumhaftes Erlebnis zum Entdecken und Verweilen.

Im 2. Jahrhundert nach Christus führten die Römer das Regiment. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts überrannten die  Alamannen diese Grenzformation und siedelten in denvon den Römern aufgegebenen Landstrichen. „Gamundias“ wird in einer im 9. Jahrundert erstellten Urkunde das erste Mal urkundlich erwähnt.

Im Jahr 1162 besaß das Gemeinwesen bereits Stadtrecht. Nach dem Untergang der Staufer wurde die Stadt Freie Reichsstadt. Ab dem 17. Jahrhundert wurde das Gold- und Silberhandwerk die vorherrschende Zunft.

Die prunkvolle Ausstattung der Kirchen und die umgebauten Patrizierhäuser, im zweiten Weltkrieg unzerstört, zeigen das spätbarocke Flair der Stadt.

Wanderfreund Jürgen Gruß zeigte uns die noch immer unverrückbaren historischen Traditionslinien der Stadt wie die spätromanische Johanniskirche und das in den letzten Jahrzehnten renovierte Münster – die größte Hallenkirche Süddeutschlands.

Von West nach Ost durchwanderten die  Teilnehmer die Stadt. Durch den Stadtgarten, vorbei am Rokokoschlösschen und der Sonnenpyramide kamen sie zum Standbild des Geigers von Gmünd. Jürgen Gruß zitierte Teile aus dem Gedicht von Justinus Kerner.

Vom Fünfknopfturm wurde die Aussicht über die Stadt genossen. Nach dem Mittagessen stand noch die Besichtigung der Franziskanerkirche und des Münsters auf dem Programm. Auch hier machte  Jürgen Grüß auf die Sehenswürdigkeiten aufmerksam, die man so vielleicht gar nicht gesehen hätte.

Am Nachmittag  stärkten sich die begeisterten Teilnehmer dieser erlebnisreichen und hochinteressanten Stadtbesichtigung noch bei einem Kaffee, bevor wir uns auf den Weg zum Bahnhof machten.

Die stressfreie Fahrt mit der Deutschen Bahn hat dazu beigetragen, den Tag zu genießen.