Ausflug nach Schwetzingen und in den Schwetzinger Schlosspark am 18. Juni 2017

Treffen am Bahnsteig im Plochinger Bahnhof. 20 Teilnehmer(innen)- vier Fahrkarten. Schnell noch eine Kurzbesprechung und schon ging es los. Ohne Hindernisse. Das Wetter! Ein Traum! In erster Linie verbanden wir den Ausflug mit einem Spargelessen, denn Schwetzingen und Umgebung ist das Mekka für Spargelfans.

Der Bahnhof Schwetzingen ist ein Durchgangsbahnhof unweit der Schwetzinger Stadtmitte. Angekommen führte uns Wanderführer und Organisator Jürgen Gruß, unser Heimatkundeexperte, zunächst die Geschichtsdaten auf dem durch eine beschilderte Allee gestalteten Zeitstrahl vor Augen.
Nach einer kurzweiligen Bilderfolge gingen wir weiter in Richtung Schlossplatz und Fußgängerzone, die Mannheimer Straße.
Vereinzelte historische Einzelhäuser unterbrachen das überwiegend moderne Stadtbild. Neben Bertha Benz  – auf den Spuren der ersten Fernfahrt der Welt mit einem Automobil war Karl Freiherr von Drais eng mit Schwetzingen verbunden. Am 12. Juni 1817 unternahm er die erste Fahrt mit seiner Laufmaschine, der so genannten Draisine von Mannheim hierher.
Danach schauten wir durch einen kleinen Briefschlitz einer Hofeinfahrt auf ein Privatgemälde, aufgebracht auf einer Mauer an der Innenfassade. Für den Betrachter entsteht der Eindruck eines „kleinen, hell erleuchteten Paradieses“ am Horizont.

Die katholische Kirche St. Pankratius wurde in ihrer heutigen, barocken Form im 18. Jahrhundert errichtet und geht auf ein älteres Kirchenbauwerk zurück. Als im frühen 18. Jahrhundert das Schwetzinger Schloss ausgebaut wurde und der Ort anwuchs, erwies sich die in desolatem Zustand befindliche alte Kirche als zu klein für die wachsende Gemeinde. Der kurfürstliche Hofbaumeister Sigismund Zeller erhielt daher 1736 den Auftrag zum Neubau 1755 wurde nach Plänen des Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti ein neuer Turm an der Ostseite der Kirche errichtet.

In einer kleinen Laubengasse, als alle eifrig fotografiert hatten, machte Jürgen Gruß auf Carl Theodor, Kurfürst von der Pfalz und seine enorme Bedeutung für die kulturelle, ökonomische und infrastrukturelle Entwicklung der Kurpfalz in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufmerksam. Vor dem Schloss steht seit einem Jahr das Kunstwerk „Glücksschwein“ des Künstlers Peter Lenk (Bodensee), das den Monarchen mit einer seinen Mätressen auf ihm reitend übermittelt.

Am Schwetzinger Schloss im Küchengarten wurde in der Kurpfalz erstmals 1658 mit dem weißen Gold experimentiert – eine fürstliche Umgebung für ein königliches Gemüse! Heute baut jeder, der ein Stück vom fruchtbaren Land um Schwetzingen herum besitzt, Spargel an. Jeden Frühling sieht man sie schon in den frühsten Morgenstunden stechen. Königlich sei das Gemüse, so witzeln sie, weil man sich vor jedem einzelnen Spargel verbeugen muss. Und nach knapp zwei Stunde ließen wir uns in der Gaststätte zum „Blauen Loch“ auf den Genuss ein. Das Blaue Loch bietet mehrere Räume, die vor allem von größeren Gruppen genutzt werden können. Die Atmosphäre ist urig bis nostalgisch.

Dann ging es zum Schloss, wo wir die Eintrittskarten lösten um dann voller Erwartung durch den Torbogen in den Schlosspark zu gelangen. Schon von außen macht das Schloss einen imposanten Eindruck. Es wurde vor nicht allzu langer Zeit aufwendig renoviert.

Vorbei an den vielen Wasserspielen und den imposanten wassersspeienden Figuren ging es zuerst einmal in Nähe der Orangerie. Weiter zum Apollo-Tempel mit seinem treppenartigen Wasserlauf und der schönen Kuppel.

Danach ging es weiter zum Badehaus, wo wir die prunkvolle Bademöglichkeit des Fürsten bewundern konnten. Das war alles andere als eine normale Badewanne; es ist ein kleines Marmorbecken zu dem eine Marmortreppe hinunterführt. Leider war es im Inneren des Badehauses verboten zu fotografieren, deshalb hier auch keine Bilder.

Weiter in an kleinen Springbrunnenanlagen – das Wasser kam hier aus wasserspeienden Figuren von oben und landete in einem Bogen in der Mitte der Anlage- in die schattigsten Bereiche des Parks, denn golden glänzte die Sonne unermüdlich.

Wir schauten uns in der Nähe der türkischen Moschee und um den Tempel der Minerva um. Minerva – das römische Pendant zur griechischen Weisheitsgöttin Pallas Athene – ist der um 1773 fertiggestellten Tempel gewidmet. Die Statue des italienisch-belgischen Bildhauers Gabriel Grupello (1644 – 1730) war ursprünglich von Düsseldorf nach Schwetzingen gebracht worden.

Vor dem Schloss und dem Park angelangt, beschlossen wir, uns nach diesem „Fußmarsch“ zu in einem angemeldeten Café vor der Heimfahrt zu stärken.

Und diese Stärkung hatte sich bezahlt gemacht. Wegen eines Stellwerkschadens bei der Bahn in Karlsruhe waren Nah- und Fernverkehr ab Waghäusel beeinträchtigt. Da es sich um eine längerfristige Zwangspause handeln musste, lotste uns unser Begleiter, nachdem Planungen mit dem ICE von Mannem nach Schduagert zu gelangen, wegen deren Verspätungen ins Wasser fielen, über das schöne Neckartal Heidelberg, Bad Rappenau Heilbronn zurück. Zwei Stunden „Verlängerung“, die wir alle mit dem nötigen Landschaftsgenuss in einen der längsten Abende des Jahres verbanden.

Diesen Tag haben alle sehr genossen und es war einmal eine schöne Abwechslung. Herzlichen Dank auch an Maximilian Linderer für das interne Management und die Mitvorbereitungen.

Jürgen Gruß  Gaufachwart für Heimat und Brauchtum

Anbei einige Eindrücke (alle Bilder von Horst Branke):

Anmerkung: Durch anklicken der Bilder erhält man eine vergrößerte Darstellung!

Jahreskulturausflug nach Weinsberg am 27.09.2015

Vor einem Jahr regte Wanderfreund Maximilian Linderer Kollege Jürgen Gruß (Gaufachwart für Heimat und Kultur) an den Kulturausflug „Schätze des Landes“ nach Weinsberg zu unternehmen.Eingebettet in eine Besichtigung der Weinbauschule und des Justinus-Kerner-Hauses.
Vor 140 Jahren regte Immanuel Dornfeld, Verwalter der Burg Wildeck im oberen Schozachtal, die Gründung einer Königlichen Weinbauschule an, um „junge Männer zu einer besseren Bewirtschaftung ihres eigenen Grundbesitzes auszubilden“. Die Nachfolgerin der Weinbauschule, die Staatliche Lehr-und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, zugleich Staatsweingut Weinsburg, bewirtschaftet Rebflächen rund um Weinsberg. Auf einer Erlebnisführung mit Weinverköstigung erklärte uns Peter Dierolf die Kelter- und Lagermöglichkeiten dieser Ideenschmiede, die Tradition und Innovation verbindet. Und an den Gründer erinnert der „Dornfelder“, der als erfolgreichste Rotweinsorte Deutschlands gilt.
Nach der gut zweistündigen Führung kehrten wir im Barfüßer Haxenkeller ein. Ein neu renovierter Gewölbekeller mit einzigartigem Ambiente.
Es sprudelte nur so von Glanzlichtern. Ab 15.00 Uhr führte uns Bernd Liebig durchs Kernerhaus und präsentiert lebendige Geschichte. Er ist eine sprudelnde, immer fließende
Quelle. Wir wurden schnell mit offenen Armen hereingebeten, als uns bei einem Spickler aus der Haustür schon ausgemacht hatte. „Kommen Sie näher, der Geist von Justinus Kerner wird sich freuen, wenn Sie ihn besuchen“. Geschichtsdaten, politische Ereignisse und die Biographie des Weinsberger Dichters und Arztes, den er als „geistreich, vielfältig und unsystematisch“ charakterisiert, hat er stets parat. Er erzählt über die berühmten Gäste im Kernerhausbei Justinus Kerner und seiner aus Ruit stammenden Frau Frederike. 1.000 waren es in 40 Jahren. „Die blieben teilweise Monate und kreuzten immer wieder auf.“
Bernd Liebig informierte über die Wurstvergiftung (Botulismus), die Kerner entdeckte.
Er weiß Geschichten über die zahlreichen Sammlerstücke und persönlichen Gegenstände: vom Nervenstimmer, dem wertvollen Kirchenfenster bis zur Gewitterbrille Kerners aus Horngestell. „Kerner hatte Angst, dass ein Blitz in sein Metallgestell fahren würde.“
Auf drei Stockwerken gibt es viel zu sehen: vom Apothekerschrank bis zum Trinkbecher, den der Dichter Lenau schenkte. Bernd Liebig bot uns an statt in einer Stunde auch einmal uns zweieinhalb Stunden das Leben des Kerner anzugedeihen.
Die Weinsberger Stadtkirche, neben der Burgruine Weibertreu das hervorragende Wahrzeichen der Stadt, schauten wir mit einer Führung von Jürgen Gruß zum Abschluss noch eine halbe Stunde lang an.
Schon durch ihre Lage an der Nordwestecke der früher ganz ummauerten Stadt stellt sie die Verbindung zur Burg dar. Sie ist Johannes dem Täufer geweiht.
Ihre Erbauung fällt in die Stauferzeit. Im ersten Stock geht der Turm aus der quadratischen Grundform in das Achteck über und setzt sichso über drei Stockwerke fort.
Eine Rarität der romanischen Epoche, wie es dies nur noch in Nellingen auf den Fildern und in Schwäbisch Gmünd nochmals gibt.
Apropos Schwäbisch Gmünd. Dies wird der Besuchsort im September 2016.
Um 19.00 Uhr waren die 20 Wanderfreundinnen und -freunde nach diesem begeisterten Tag wieder am Plochinger Heimatbahnhof angekommen. Gruß an Familie Linderer.
JGS 28.09.2015

Jahreskulturausflug nach Würzburg am 21.09.2014

Der einzigartige Würzburg-Mix

Unser diesjähriger Kulturausflug angeregt durch Maximilian Linderer, organisiert und erläutert durch Gaukulturwart Jürgen Gruß (Ostfildern), führte in die unterfränkische Hauptstadt Würzburg. Auf die Sehenswürdigkeiten wie das UNESCO-Weltkulturerbe Residenz, Museen, die größte Riemenschneider-Sammlung der Welt im Mainfränkischen Museum oder die Spur zu Walter von der Vogelweide nahmen wir nicht auf. Wir intensivierten unsere Betrachtungen auf die atemberaubende Festung Marienberg – eine einzigartige Atmosphäre aus Mittelalter und Barock, die Alte Mainbrücke mit den zwölf Brückenheiligen sowie eine Mainschifffahrt ins durch den Seinsheim‘schen Rokokogarten bekannte Veitshöchheim. l

Würzburg? Die Stadt bietet für drei Tage Programm, hat eine optimale Erreichbarkeit –ein spezielles Wohlgefühl, auch wenn es mal nicht hundertprozentig klappt. Einerseits kunsthistorische Highlights, Tradition und Stolz – dort Lebensfreud. 25.000 Studenten und Schüler beleben die 130.000 Einwohner-Stadt – Hightech-Unternehmen, Wagemut, Wissenschaft, Fortschritt… dazwischen 23 sich einreihende Teilnehmer(innen) aus unserem Kreis.

Würzburg ist eine Geschichte mit Zukunft: Gegründet 1000 v. Chr. von den Kelten, später fränkischer Herzogssitz – seit 1030 Bischofsitz. Heute ist die Seele fränkisch – aber der Denkmalreichtum ist europäisch. Seit Barbarossas Zeiten und dem Reichstag von 1152 hat Würzburg Tradition als Tagungs- und Kongressstadt. Am Alten Kranen mit seinem gleichnamigen Gasthaus kehrten wir ein. Die Alma Mater des Genusses genießt hier einen hervorragenden Ruf. Die Schnelligkeit dazu.

Auf die Festung fuhren wir – trübe Wetterkapriolen hin und her – mit dem Bus der Linie 9. An der Juliuspromenade, dem Kulturspeicher vorbei bis zum Schönborntor.

Die drei barocken Ecktürme, der runde Bergfried, aber auch die vergoldeten Turmfiguren Maria und Fürstbischof beweisen es: Das Leben hier wurde und wird zum Teil heute noch von den Kirchen geprägt, durchsetzt mit Zeugnissen der Zeit ab dem 12. Jahrhundert. Marienberg diente über Jahrhunderte als Herrschaftssitz der Würzburger Fürstbischöfe. Die Burg thront auf dem Marienberg, der sich linksmainisch über die Würzburger Altstadt erhebt. Der Blick auf die fränkische Weinlande schafft Mehrwert. Bocksbeutel & Co. prägen weite Teile der Landschaft.

Über die alleenartige Tellsteige gingen wir die 150 Höhenmeter in die Stadt zurück. Der Name Tell leitet sich allerdings nicht vom Schweizer Freiheitskämpfer und Tyrannenmörder Wilhelm Tell ab, sondern bezeichnete den nördlichen Teil des Festungsberges unterhalb der äußeren Burgmauern (Telle = Delle = Einbuchtung in Gelände).

Was ist Würzburg? Wir behaupten nur eines: Würzburg ist vor allem der Wunsch der Ortsgruppe, wieder einmal hierher kommen zu dürfen. Um 20.20 Uhr trafen wir wohlbehalten in Plochingen ein.

Jürgen Gruß
Gaukulturwart