Vor einem Jahr regte Wanderfreund Maximilian Linderer Kollege Jürgen Gruß (Gaufachwart für Heimat und Kultur) an den Kulturausflug „Schätze des Landes“ nach Weinsberg zu unternehmen.Eingebettet in eine Besichtigung der Weinbauschule und des Justinus-Kerner-Hauses.
Vor 140 Jahren regte Immanuel Dornfeld, Verwalter der Burg Wildeck im oberen Schozachtal, die Gründung einer Königlichen Weinbauschule an, um „junge Männer zu einer besseren Bewirtschaftung ihres eigenen Grundbesitzes auszubilden“. Die Nachfolgerin der Weinbauschule, die Staatliche Lehr-und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, zugleich Staatsweingut Weinsburg, bewirtschaftet Rebflächen rund um Weinsberg. Auf einer Erlebnisführung mit Weinverköstigung erklärte uns Peter Dierolf die Kelter- und Lagermöglichkeiten dieser Ideenschmiede, die Tradition und Innovation verbindet. Und an den Gründer erinnert der „Dornfelder“, der als erfolgreichste Rotweinsorte Deutschlands gilt.
Nach der gut zweistündigen Führung kehrten wir im Barfüßer Haxenkeller ein. Ein neu renovierter Gewölbekeller mit einzigartigem Ambiente.
Es sprudelte nur so von Glanzlichtern. Ab 15.00 Uhr führte uns Bernd Liebig durchs Kernerhaus und präsentiert lebendige Geschichte. Er ist eine sprudelnde, immer fließende
Quelle. Wir wurden schnell mit offenen Armen hereingebeten, als uns bei einem Spickler aus der Haustür schon ausgemacht hatte. „Kommen Sie näher, der Geist von Justinus Kerner wird sich freuen, wenn Sie ihn besuchen“. Geschichtsdaten, politische Ereignisse und die Biographie des Weinsberger Dichters und Arztes, den er als „geistreich, vielfältig und unsystematisch“ charakterisiert, hat er stets parat. Er erzählt über die berühmten Gäste im Kernerhausbei Justinus Kerner und seiner aus Ruit stammenden Frau Frederike. 1.000 waren es in 40 Jahren. „Die blieben teilweise Monate und kreuzten immer wieder auf.“
Bernd Liebig informierte über die Wurstvergiftung (Botulismus), die Kerner entdeckte.
Er weiß Geschichten über die zahlreichen Sammlerstücke und persönlichen Gegenstände: vom Nervenstimmer, dem wertvollen Kirchenfenster bis zur Gewitterbrille Kerners aus Horngestell. „Kerner hatte Angst, dass ein Blitz in sein Metallgestell fahren würde.“
Auf drei Stockwerken gibt es viel zu sehen: vom Apothekerschrank bis zum Trinkbecher, den der Dichter Lenau schenkte. Bernd Liebig bot uns an statt in einer Stunde auch einmal uns zweieinhalb Stunden das Leben des Kerner anzugedeihen.
Die Weinsberger Stadtkirche, neben der Burgruine Weibertreu das hervorragende Wahrzeichen der Stadt, schauten wir mit einer Führung von Jürgen Gruß zum Abschluss noch eine halbe Stunde lang an.
Schon durch ihre Lage an der Nordwestecke der früher ganz ummauerten Stadt stellt sie die Verbindung zur Burg dar. Sie ist Johannes dem Täufer geweiht.
Ihre Erbauung fällt in die Stauferzeit. Im ersten Stock geht der Turm aus der quadratischen Grundform in das Achteck über und setzt sichso über drei Stockwerke fort.
Eine Rarität der romanischen Epoche, wie es dies nur noch in Nellingen auf den Fildern und in Schwäbisch Gmünd nochmals gibt.
Apropos Schwäbisch Gmünd. Dies wird der Besuchsort im September 2016.
Um 19.00 Uhr waren die 20 Wanderfreundinnen und -freunde nach diesem begeisterten Tag wieder am Plochinger Heimatbahnhof angekommen. Gruß an Familie Linderer.
JGS 28.09.2015